Das ungewollte Gefühl
Warum du deine Angst umarmen solltest, anstatt vor ihr davonzulaufen
Angst gehört zu den Emotionen, die wir in aller Regel vermeiden wollen.
Bei Flugangst fliegen wir nicht. Bei Angst vor engen Räumen, nehmen wir die Treppe statt des Aufzugs. Kennst du das?
Diese Ängste sind greifbar und einfacher zu vermeiden. Bei anderen Ängsten ist dies etwas schwieriger.
In diesem Blogartikel möchte ich dich mitnehmen in das Gefühl der Angst und dir zeigen, wofür die Angst hilfreich sein kann und wie du im Alltag mit ihr umgehen kannst.
Die Definition von Angst
Auch Angst gehört zu unseren sieben Basisgefühlen. Das bedeutet, sie gehört zum Menschsein dazu.
Angst zeigt sich auf verschiedene Weise. Es gibt sogenannte phobische Ängste wie Höhenangst, Angst vor Spinnen oder Hunden, Angst vor Spritzen oder dem Zahnarzt. Soziale Phobie ist eine Angst vor der Bewertung von anderen Menschen und Agoraphobie ist die Angst vor weiten Plätzen, umgangssprachlich auch als „Platzangst“ bekannt.
Eine konstante Unruhe, sich ständig Sorgen machen, beziehungsweise Ängstlichkeit als Dauergefühl, oder das Gefühl ständig alles unter Kontrolle halten zu müssen, gehört ebenfalls zu der Emotion Angst. Diese Symptome können als generalisierte Angststörung diagnostiziert werden.
Das maximale Gefühl der Angst ist die Panikattacke. Hierbei ist der Körper in einer absoluten Ausnahmesituation. Oft wird der Panikanfall als „Todesangst“ erlebt.
Angststörungen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland.
Wie wird die Angst erlebt
Wie im Grunde alle Gefühle, erleben wir die Angst körperlich. Wer sich ängstigt, wird unruhig, fahrig, zittrig. Du bekommst schwitzige Hände, vielleicht auch Gänsehaut. Auch die Atmung wird flacher.
Bist du der Typ, der sich ständig sorgt, nimmst du dies mit innerer Unruhe, erhöhter Wachsamkeit und Gedankenkreisen bis hin zur Vorstellung von Horrorszenarien wahr.
Eine Panikattacke kommt meistens unerwartet und sehr heftig. Sie fühlt sich bedrohlich an. Das Herz rast. Die Atmung wird schneller oder es entsteht ein Gefühl von Atemnot. Die Brust wird eng. Die Beine fühlen sich an wie Wackelpudding. Der Körper zittert und schwitzt. Das Denken ist erschwert. Es kann sich ähnlich anfühlen wie bei einem Herzinfarkt.
Wozu brauchen wir die Angst?
Angst schützt uns davor Risiken einzugehen, die für uns gefährlich werden können. Evolutionär betrachtet stammen wir eher ängstlichen Vorfahren ab. Denn nur wer Vorsicht walten ließ, hat überlebt.
Du siehst also, dass Angst eine sehr wichtige Funktion hat. Sie lässt uns bedacht am Straßenrand stehen und schauen, ob ein Auto kommt. Sie hilft uns vorsichtig an einem Abgrund zu sein, damit wir nicht abstürzten.
Angst hat auch die Funktion uns auf Kampf oder Flucht vorzubereiten. Sie mobilisiert den Körper auf Höchstleistung. Wir sollen in der Lage sein, um unser Leben zu kämpfen oder zu fliehen. Um sofort agieren zu können, reagiert der Körper viel schneller auf eine Situation wie unser Denken. Bevor wir wissen, dass etwas gefährlich ist, ist unser Körper schon lange darauf mobilisiert.
Angst hilft auch unsere Grenzen zu erkennen. Was können wir wirklich, was ist gefährlich und was gut für uns.
Wann Angst schwierig wird
Angst ist eine starke Emotion. Meist können wir sie nur schlecht aushalten. Letztendlich geht es immer darum, dass wir „überleben“, dass uns nichts passiert.
Unsere Gedanken sind da sehr kreativ. Wir können uns alle möglichen schlimmen Situationen vorstellen. Diese Vorstellungen steigern sich oftmals immer weiter und die Angst wird immer größer. Angstgedanken nehmen unsere ganze Aufmerksamkeit ein.
Die Angst, das Sorgen machen und die Panik nehmen immer mehr Raum im Alltag ein. Vermeidung ist ein sehr beliebtes Mittel mit der Angst umzugehen. Doch hilft sie nur scheinbar. Am Anfang ist es nur das Unwohlsein beim Fliegen, dann ist es richtige Flugangst. Später wird das Reisen mit dem Zug immer herausfordernder, auch hier könnte ja etwas passieren. Dann vermeidet man das Reisen allgemein: zu Hause ist es doch sicherer. Plötzlich hast du viel mehr Ängste als „nur“ eine Flugangst.
Schwierig ist auch, wenn du anfängst dich mit deinen Ängsten zu identifizierst. „Ich bin ängstlich“, „ich kann nicht fliegen“, anstatt zu sagen „ich habe Flugangst“.
Ängste lösen ein Gefühl von nicht sicher sein aus. Hier scheint Kontrolle zu helfen. Du brauchst immer mehr Kontrolle, um dich sicher zu fühlen, wie beispielsweise deine Kinder müssen ständig sagen, wo sie sind. Auch dies ist kein gesunder Umgang mit der Angst, denn die absolute Sicherheit gibt es nicht.
Da deine Angst immer mehr Raum einnimmt in deinem Alltag, versuchst du immer andere, neue Strategien, um der Angst zu entgehen. Dieses Verhalten steigert sich in der Angst vor der Angst. Weil du Angst hast, dass die Angst kommt, machst du vieles nicht mehr und dein Alltag wird immer eingeschränkter.
Wie du lernen kannst deine Ängste zu umarmen
Die gute Nachricht ist, Angst ist therapierbar. Es gibt viele hilfreiche Tools, die dir helfen können, aus der Angstspirale auszusteigen. Es bedarf etwas Geduld und Zeit, aber es kann funktionieren.
Einige Tools sind:
- Tiefe Atmung; Anspannung löst sich auch durch langes, kräftiges Auspusten
- Bewegung aller Art, ob Spazieren gehen, Sport oder Treppensteigen; durch die körperliche Aktivierung auf Kampf und Flucht werden unsere Stresshormone ausgeschüttet. Diese bauen sich durch Bewegung wieder ab.
- Gedanken umfokussieren; anstatt an die Ängste denken, bewusst andere Gedanken aktivieren, zum Beispiel an einen rosa Elefanten denken, an den letzten schöne Urlaub und auch zählen und Wortspiele helfen
- In die Beobachterrolle gehen; wenn du dich „von außen“ beobachtest, erhältst du Distanz zu deiner Angst. Du kannst auch mit ihr sprechen: „Hallo Angst, ich sehe dich. Was brauchst du?“
- Nichts tun; bei einer Panikattacke hilft am besten gar nichts tun, dann geht sie am schnellsten wieder vorbei.
Je weniger Angst und Angstgedanken nachbefeuert werden, desto schneller sind sie gehen wieder. Eine gesunde Emotion ist in der Regel nach 90 Sekunden vorbei. Sie kommt wie eine Welle, bäumt sich auf und läuft dann aus. Wenn allerdings immer weiter Stresshormone ausgeschüttet werden, dann hält sich die Angst länger.
Panikanfälle dauern meistens nicht länger als 12 – 20 Minuten. Das höchste Niveau ist meistens zu Beginn des Anfalls und wird nicht mehr stärker bis die Panik wieder vorbei ist. Du stirbst nicht daran, auch, wenn es sich so anfühlt. Dein Körper kann dies aushalten.
Dein Körper reagiert in einer Panikattacke vergleichbar mit einem langen Sprint. Du bist außer Atem, dein Herz pocht wie verrückt, du schwitzt und zitterst und es ist dir heiß. Nur, weißt du nach dem Sprint, warum dein Körper so reagiert und dass er sich wieder beruhigt. Diesen Gedanken kannst du dir während einer Attacke bewusst machen.
Wie du siehst, ist das Gefühl der Angst ein weites Thema. Wenn dein Alltag sehr belastet, ist durch deine Ängste, Sorgen, Grübeleien, Panikanfälle, ist es sinnvoll dir Unterstützung zu holen.
Ich unterstütze dich auf deinem Weg zu einem gesunden Umgang mit deiner Angst.
Gerne stehe ich für ein kostenloses Erstgespräch zur Verfügung.
In der Seminarreihe "WELT der GEFÜHLE" setzten wir uns mit einzelnen Gefühlen auseinander.
Das Seminar "Sorgen, Angst, Panik?" vermittelt dir noch mehr Hintergrundwissen zu der Emotion Angst. Wir erforschen mit Hilfe von praktischen Übungen, wie deine Angst dir nützlich sein kann und wie du lernen kannst deine Angst zu "umarmen".